Seit nunmehr 7 Jahren wird bei Spree gecrossfitet. Im Laufe dieser Zeit haben wir begriffen, dass CrossFit ein eigener Sport ist. Ein Sport, der ein breites Anforderungsprofil aufweist. Es gibt auch andere, ähnlich komplexe Sportarten.. Beinahe sämtliche Ball- und Kampfsportarten verlangen dem Sportler einiges ab: Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und zusätzlich ein hoher technischer Anspruch machen die Vorbereitung auf den Wettkampf in jeder dieser Sportarten zu einer Herausforderung. Kein Fussballer wird sich dauerhaft in seinem Sport verbessern, indem er einfach nur Fußball spielt. Kein Fussballer käme auf die Idee 4-5x pro Woche ein Turnier zu spielen. Fussballer verbringen viel Zeit auf dem Platz mit technischem und taktischem Üben und immer mehr Fußballer arbeiten auch regelmäßig im Kraftraum. Ein Gewichtheber ist nicht nur am Reißen und Stoßen mit maximalen Lasten (tatsächlich tut er dies so gut wie nie außerhalb des Wettkampfes), sondern trainiert annähernd täglich sogenannte “Zubringerübungen” wie Züge oder Kniebeugen.
CrossFit hat sich entwickelt und professionalisiert. Dies ist in einem Sport häufig daran zu erkennen, dass die Athleten auf Topniveau eine immer ähnlichere physische Entwicklung aufweisen. In jüngeren Sportarten, wie z.B. dem MMA, ist dies sehr deutlich zu beobachten. Waren die Athleten dieses Kampfsports vor 20 Jahren noch völlig unterschiedlicher Statur (sie kamen auch aus unterschiedlichen Kampfsportarten), so kann man heute, einmal abgesehen von den unterschiedlichen Gewichtsklassen, eine Art “Prototyp” des MMA-Fighters in beinahe jedem aktiven Athleten erkennen. Die Anforderungen des Sports haben sich im Laufe der Zeit immer mehr “herauskristallisiert”, das Training wurde spezifischer und die physiologische Anpassung folgte auf dem Fuße. Gleiches erkennt man in der Entwicklung von CrossFit innerhalb der letzten 10 Jahre. Die Ära der Jason Khalipas und Chris Speallers in ein und derselben Competition ist vorbei. Das Skillset der Athleten musste sich vereinheitlichen und diejenigen, die sich hieran nicht anpassen konnten, verschwanden aus dem Sport.
Ebenfalls zu erkennen ist, dass das technische Niveau der aktuellen CrossFit Generation sich erheblich verbessert hat. Die Anforderungen an die Sportler sind im Vergleich zu vor 10 Jahren enorm und die technische Entwicklung zur Erhöhung der Effizienz ist unabdingbar, wenn man heutzutage auf dem Toplevel mitspielen möchte.
Was ergibt sich nun aus diesen Beobachtungen für das Training in unserer Box? Nun, zunächst einmal die klare Unterscheidung von Übung, Training und Wettkampf. War es vor 10-15 Jahren noch so, dass ein CrossFitter einfach nur gewoddet hat, so erkennen wir heute, dass dies zwar zu Fortschritten in den ersten Monaten in unserem Sport führt, diese Entwicklung aber relativ schnell zum Erliegen kommt. 10 Muscle Ups in einem Ritt schafft man einfach nicht, indem man sich randomisiert alle 3, 4 oder 5 Wochen mal an Muscle Ups probiert, sondern es erfordert stetiges Üben an den technischen Aspekten der Übung, ebenso wie progressives und geplantes Trainieren der konditionellen Anforderungen selbiger. Gleiches gilt für das Olympische Gewichtheben und viele andere Übungen aus dem Repertoire unseres Sports.
Genau genommen also ist das WOD unser Wettkampf und wir täten gut daran, dieses auch als solchen zu behandeln. Im Ergebnis bedeutet dies, dass wir quantitativ dosiert in die WODs gehen und ebenfalls, vielleicht sogar pointiert, Zeit in die Entwicklung einzelner Skills und unserer Grundkonditionen (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer) investieren sollten. Konkret könnte ein solcher Wochenablauf z.B. so aussehen:
Montag: Barbell Strength
Dienstag: Gymnastics
Mittwoch: Pause
Donnerstag: WOD
Freitag: Barbell Strength
Samstag: Pause
Sonntag: WOD (wenn die Verfassung es zulässt, für die meisten wäre dies wohl schon zuviel)
In dieser “Planungsidee” liegt der Fokus auf dem Krafttraining. Eine zweite Einheit Gymnastics anstelle von Barbell Strength würde den Schwerpunkt entsprechend verschieben. Beides könnte auch durch Olympisches Gewichtheben ersetzt werden. Es gibt hier eine Menge Möglichkeiten.
Was heißt all dies nun für uns als die “Strippenzieher” hinter Spree?
Wir bemühen uns, ein breites Kursangebot auf die Beine zu stellen. Die einzelnen Aspekte des CrossFit sollen auch einzeln üb- und trainierbar sein.
Das Programming unserer WODs ist meistens hart.
Diesen zweiten Punkt möchte ich einmal näher erläutern. Wir programmieren deshalb hart, weil wir das WOD als Wettkampf begreifen. Hier bringen wir quasi “auf`s Parkett” was wir uns in den Monaten und Jahren durch Üben und Trainieren angeeignet haben. Wir orientieren uns im Programming immer an den stärksten Athleten der Box, denn für Einsteiger und Intermediate Sportler besteht immer die Möglichkeit die Workouts herunter zu skalieren, wohingegen ein Advanced oder Pro-Athlet keinen Wettkampf erleben würde, wenn er ins WOD geht und dieses sich am “Average Joe” orientiert. Wir bewerten hiermit niemanden, denn wir alle wissen, wir waren alle mal der “Joe” und es muss auch nicht jeder zum Pro werden. Wenn wir aber in guter alter CrossFit Manier alle zusammen wodden wollen, dann muss das WOD auch brennen:-)
Sport frei!