Lügen haben DÜNNE Beine
Wir Menschen lügen andauernd. Niemals zu lügen wäre auch viel zu anstrengend. Allein schon auf die Floskel „Hey, wie geht`s?“ ehrlich und differenziert zu antworten, würde wohl einen Großteil des Tages einnehmen. Wenn ich z.B. meinen Kindern immer und zu allem die ungeschönte Wahrheit sagen würde, dann wären sie vermutlich bereits jetzt derart traumatisiert, dass auch der erfahrenste Shrink dies nicht mehr in den Griff bekäme. Die Kunst ist also vielmehr zu entscheiden, an welcher Stelle das Lügen sozusagen eine Notwendigkeit darstellt und an welcher wir besser bei der Wahrheit bleiben sollten.
Ich denke, eine sinnvolle Grundregel könnte lauten „Sei ehrlich zu Dir selbst.“ Ich habe in meinem Leben sicher schon einige Male geflunkert. Ich war beispielsweise immer schon ein Freund spannender Geschichten und habe beizeiten erkannt, dass jedes noch so langweilige Alltagserlebnis sich etwas aufgehübscht doch sehr unterhaltsam erzählen lies. Hier und da ein Detail dazu zu dichten oder beiseite zu lassen schadet keinem und auch wenn einige Menschen der Meinung sind, unnützes Geschwätz wäre konsequent zu unterlassen, so habe ich trotzdem einfach Freude daran, andere zu unterhalten. Wie dem auch sei, ich möchte eigentlich sagen, dass ein kleines Geschichtchen ab und an eine feine Sache sein kann, ich jedoch noch niemals ein gutes Gefühl dabei hatte, wenn ich mir selbst etwas vormachte. Wir alle kennen das:
Jetzt stopfe ich schon wieder den Kuchen in mich hinein, obwohl ich doch seit heute morgen endlich mal gesünder essen wollte. Ist schon in Ordnung, man soll ja auch nicht so hart zu sich selbst sein.
Jetzt flirte ich mit diesem Mädel und verschweige meine Beziehung. Kein Problem, ist ja nur ein bisschen flirten, ich weiß doch, wo ich hingehöre.
Ich wollte ja wirklich und hatte mich sooo darauf gefreut, aber leider kann ich heute doch nicht ins Training gehen, denn meine beste Freundin (auf jeden Fall ist sie eine sehr gute Freundin) schien etwas auf dem Herzen zu haben und mich ernsthaft zu brauchen, als sie am Telefon fragte, ob wir uns am Abend zu einem Drink treffen wollen. Und morgen ist ja auch noch ein Tag.
Und so geht das weiter und immer weiter… Kürzlich sah ich einen Clip im Internet in welchem irgendein Fitness-Youtuber zum Thema Ernährung sprach. Das Video beeindruckte mich, denn anstatt zu diesem leidigen Thema nun wieder einmal technisch zu fabulieren, war die erste Aussage des Vortragenden: „Cut the crap!“ Gemeint ist hier folgendes: Hör auf Dir selbst Scheiße zu erzählen. In jedem schlechten Wartezimmermagazin stehen heutzutage die Ernährungs-Essentials, im Fernsehen läuft dieses Thema hoch und runter und im Internet sowieso. Stell Dich also nicht länger hin und mime den Ahnungslosen. Wenn Du Dir das nächste Mal irgendeine Junk-Scheiße in den Mund stopfst, dann halte doch mal kurz inne und sei ehrlich zu Dir selbst – Du weißt doch ziemlich genau, was gut für Dich ist und was nicht. Hör auf Dir einzureden, dass Du arme Sau noch nicht DAS Ernährungskonzept gefunden hast, dass Du aber auch keine Zeit dafür hast, Dich auf die Suche zu begeben, dass das auch alles eh viel zu teuer und aufwendig ist – BULLSHIT. Es ist simpel und Du musst es einfach nur tun. Mehr dazu findest Du hier: Friss oder stirb!
Das Gleiche gilt für Dein Training. Anstatt Dich monatelang damit zu beschäftigen, das ultimative Trainingsprogramm ausfindig zu machen, alles lang und breit zu diskutieren, um es dann 3 Tage auszuprobieren und anschließend wieder sein zu lassen, solltest Du einfach Deinen Arsch hoch bekommen und das tun, was Generationen an Sportlern vor Dir getan haben: ein bisschen Laufen, ein paar Liegestütze, Klimmzüge, Rumpf- und Kniebeugen reichen für den Anfang allemal. Wenn Du dann im Rhythmus bist und erste Resultate aufweisen kannst, dann hast Du immer noch genügend Zeit, Dich tiefer in die Materie zu fummeln.
Wenn Du beruflich was wuppen willst, dann sieht es ganz genauso aus: Machen. Weniger überlegen, weniger quatschen, einfach machen.
Ich sage Dir jetzt die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit: Es gibt kein Geheimnis. Es gibt keine Zauberformel. Es gibt nur eines: Harte Arbeit, wieder und immer wieder.
Du musst eine Entscheidung treffen: Mach Dir weiter selbst was vor, erzähl Dir Geschichten und mach es Dir in Deiner gemütlichen Ecke noch bequemer oder entscheide hier und heute, dass Du die volle Verantwortung für Dich und Dein Leben übernimmst. Schluss mit der Lügerei, Schluss mit den Ausreden – Du ganz allein hältst es in der Hand. Also mach was draus und werde ausnahmslos aufrichtig wenigstens gegenüber dem wichtigsten Menschen in Deinem Leben: Dir selbst.
Sport frei, Coach Nico