#14 Lache! Mal ehrlich, wir sehen alle doof aus beim Training. Du ganz besonders!
Was hier vielleicht ganz trivial klingt, halte ich für eine sehr wichtige Sache.
Als ich einmal während eines Warm-Ups in einem unserer WoDs
(Hier werden meistens Witze gerissen, um die allgemeine Angst, vor dem, was kommt, ein wenig zu lösen;-)) so ungefähr gesagt habe:
„Wer primär seinen Körper formen will, der ist hier bei uns falsch und sollte lieber pumpen gehen.“, da erntete ich den Applaus vieler Teilnehmer.
Trotzdem habe ich auch heute noch immer mal wieder das Gefühl, dass einige das Konzept CrossFit nicht richtig verstanden haben – in unserem Sport steht an erster Stelle die Performance. Und das ist auch gut so.
Ich respektiere die Leistung eines jeden Bodybuilders – verdammt, ich habe selbst jahrelang gepumpt und außer meinem Benchpress Max hat mich vor allem und an erster Stelle mein Aussehen interessiert.
Ich weiß, wieviel Commitment, Mühe, Verzicht es bedeutet, sich ernsthaft im Bodybuilding zu bewegen.
Und es gibt sicherlich mehr Parallelen zwischen Bodybuilding und CrossFit als zwischen Bodybuilding und Tischtennis, ABER:
Ich bin heilfroh, dass ich heute CrossFitter bin und nicht länger Bodybuilder.
Woher ich weiß, dass ich definitiv kein Bodybuilder bin?
Ganz klar: Ich mache keine Biceps-Curls mehr;-)
Im Ernst: Ich bin jahrelang einem Schönheitsideal hinterher gerannt. Ich habe einen Großteil meiner Jugend im Fitnessstudio verbracht. Und auf der Sonnenbank. Und damit, mir die Beine zu rasieren.
Versteht mich nicht falsch – Bodybuilding ist nichts grundsätzlich Falsches, aber nach meiner Erfahrung kompensieren die meisten „Bodybuilder“ (und wohl noch mehr, solche, die es werden wollen) irgendeinen Komplex.
Sie denken, ihr Leben würde besser werden, wenn sie erstmal ein Six-Pack haben, wenn die Schultern das T-Shirt sprengen und der Bizeps kaum noch durch den Ärmel passt.
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In gewisser Weise mag das auch so sein. Vielleicht ist es besser im Fitnessstudio als auf der Straße rum zu hängen. Vielleicht hilft all dies wirklich dem Einen oder Anderen, sein Selbstwertgefühl zu erhöhen.
Bei mir war das nicht so. Bodybuilding hat mich Disziplin gelehrt, Härte gegen mich selbst und ganz sicher habe ich deutlich weniger Alkohol getrunken, als meine „Nicht-Bodybuilder-Freunde“.
Aber mein Selbstwertgefühl? Diese Sache tief drinnen in meiner Seele?
Nicht wirklich.
Ich kann wohl behaupten, mit 20 Jahren über eine ungewöhnliche Physis verfügt zu haben. Ich hatte einen Six-Pack, dicke Arme und auch meine Titten waren mehr als akzeptabel.
Trotzdem saß ich beim Psycho-Doc und heulte mir die Seele aus dem Leib, weil ich mich selbst nicht mochte, weil ich mit Frauen nicht klar kam (also ich hatte quasi einfach keine) und mich in meinem Wahn auch noch völlig übertrainiert hatte.
Hat CrossFit mich nun „geheilt“?
Nein, natürlich nicht. Aber dieser Sport war ein wichtiger Faktor.
Es stand plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt, ob ich das eine Stück Kuchen bei Oma essen durfte oder nicht, weil meine Form darunter leiden könnte (Kein Scheiß: Ich habe es einmal gebracht, mir vor der gesamten Familie während einer Geburtstagsfeier einen Protein-Riegel auf den Kuchenteller zu legen).
Ich wollte squaten, aber nicht mehr wegen der dicken Keulen, sondern wegen des Gewichtes.
Mir tut es leid, wenn Leute in die Box kommen und es sich heraus stellt, dass sie eigentlich nur da sind, weil sie aussehen wollen wie Rich Froning oder … na ja, bei den Mädels ist das etwas anders – die wenigsten möchten aussehen wie Annie Thorisdottir 😉
Die Form folgt der Performance. So rum wird in der Box ein Schuh draus.
Ich möchte als Owner und Coach etwas Gutes tun, ich möchte, dass Frauen stolz auf sich sind, nicht weil der Bauch schön flach und der Hintern klein und fest ist, sondern weil sie ihren Körper spüren, weil sie gesund sind, ihre Fähigkeiten geniessen und Spaß an ihrem Sport haben.
Weil sie diese Kraft in die Welt tragen.
Selbiges gilt natürlich auch für Männer. Es gibt genug der Ego-Scheiße da draussen. Es ist mein Ziel als Mensch, ja vielleicht der einzige wirkliche Sinn in meinem Leben, darüber hinaus zu wachsen. In diesem Sinne – lacht über Euch selbst, laut und ehrlich und aus tiefstem Herzen und vor allem: liebevoll.
Sport frei,
Coach Nico
Ps: Und außerdem – Sebastian Werner ist sowieso der Schönste:-)